Bridge to Home
kälte lässt den meeresschaum gefrieren, doch ich spür wärme
Manchmal, wenn ich gedankenlos durch die Natur streife und meine Finger über die Gräser gleiten, beginnt dieser Text leise in mir zu wispern.
Ich erzähle ihn mir flüsternd – wie einen intimen Zauberspruch:
als ich dich sah,
da hatte ich den apfel in der hand –
schon halb verspeist,
und er war mein.
ich spüre, wie meine hand nun fließt, von tief in meinem schoß geführt – nichts zerstörend, alles gebärend.
ovale, weiche, formende gebärden.
die kriegerin in mir ist weiblich, tanzt den kampf.
kälte lässt den meeresschaum gefrieren, doch ich spür wärme –
wie als kind, auf freien wiesen noch, unbesiegbar frei.
immer öfter nun beginnen die dinge, immer fremder zu wirken – und ich erinnere mich: die fremde war einst meine heimat.
denn nichts ist je wirklich vertraut wie die natur, ein mystischer rhythmus.
alles wird in der stille offenbart, lange bevor ein wort sich formt.
alles, was ich hören mag, ist mein pulsierendes herz, wenn ich in den höhen über allen punkten liedern lausche.
so will ich meine tochter gebären, ihr von dem schlangentraum erzählen.
doch heute bin ich vor und nach dem sturm zugleich –
träume einen traum, doch bin hellwach.
bin ich nun die schlange oder ein dämon?
ich wusste es nicht.
doch ich fühle, ich bin teil des wach-werdens,
bin dankbar für dieses geschenk –
mit den schwestern flüssen fließen zu dürfen,
von der großen mutter beschützt und geleitet zu werden
auf dem weg zurück zur großen quelle,
dem becken, das uns alle empfängt und vereint.
die ahnung macht mich oft verrückt,
und alles, was ich tun kann, ist –
loszulassen.
so träumte ich von babylon,
von blauer tinte und fremden, alten sprachen,
und all den göttinnen.
sie erzählen mir von tränen
und von einer neuen zeit –
von den frauen von babylon.
ich erinnere mich an den schlangentraum,
an das feuer in meinem schoß,
an deine zarte stimme –
ein zweischneidiges schwert.
ich dachte an adam und eva.
ich schau in deine augen
und sehe die gleiche angst –
diese wundervollen, wachen augen.
Entstehung
Dieser lyrische Text ist Teil meiner ersten Sammlung Bridge to Home.
Er entstand aus Einträgen in den Jahren 2020/2021 und ist mir sehr nahe. Ich habe ihn im Rahmen meines Kunstabschlusses 2023 vorgetragen.
Jedes Mal, wenn ich dem Text Stimme gebe, beginnt etwas in mir zu Lächeln. Ich spüre dann, wie etwas das Publikum einhüllt: etwas Warmes, Geheimes und Wahres, das mir gehört.
Wenn dir dieser Text gefallen hat, abonniere kostenlos, um neue Beiträge aus meinem Erzählraum zu erhalten und meine Arbeit zu unterstützen.

